Historische Tour Gottenheim

© BE Ortsgeschichte & Kurt Hartenbach

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V: Ehemalige Gerbereien

Früher: Zwei Gerbereien beidseits des Mühlbachs, die dessen Wasser nutzten.

Gerberei
Ehemalige Gerberei Redle um 1900

1804–1805 wurden am Mühlbach Richtung Bötzingen gleich zwei Gerbereien erbaut:

1) Rechts im Vordergrund (durch die großen Bäume etwas verdeckt) die Gerberei Redle mit dem Gerberzeichen X Hkg w, das spätere Anwesen Steyert, Haus Nr. 223. Das Gebäude wurde 1804 erbaut und 1898 umgebaut.

2) Links im Hintergrund auf der anderen Bachseite die Gerberei Schwenninger, sie war wahrscheinlich die Größere. Der Bau dieser Gerberei ist auf 1805 datiert, ein stattliches Anwesen mit dem Gerberzeichen Scher legen u. Logkäs. Die Familie Schwenninger, eine Witwe und zwei Söhne, hatte es nicht immer leicht: Oft wurden fertige und halbfertige Waren gestohlen, wahrscheinlich von fachkundigen Dieben. Diese Diebstähle waren auch im Großherzoglichen Amtsblatt ausgeschrieben.

Gerberei Schwenninger
Ehemalige Gerberei Schwenninger um 1880

1820 hat der Gerber Michael Schwenninger das ganze Anwesen zum Verkauf angeboten. Am 27. März 1821 wurde es wie damals üblich meistbietend zur Versteigerung ausgeschrieben. 1865 wurde diese Gerberei schließlich gemäß Kaufvertrags vom 2. September (Abschrift) für 5.400 Gulden vom Gerber Cornel Feißt und seiner Ehefrau Caroline geb. Wehrle aus Ehrenstetten, an Josef Anton Grafmüller, Bürger und früherer Bäcker aus Waldkirch verkauft.

Aus Wikipedia zur Geschichte des Gerbens:
Mit Beginn des 19. Jahrhunderts wurden die ersten Dampfmaschinen eingesetzt. Neben dem Antrieb der Maschinen wurde deren Dampf auch zur Herstellung konzentrierter Gerbextrakte verwendet. Diese ermöglichten eine Verkürzung der Gerbzeiten von mehreren Monaten auf einige Wochen. Dadurch entstand eine rationell arbeitende, stark wachsende Gerbindustrie. Mitte des 19. Jahrhunderts war das Lederhandwerk der drittgrößte Gewerbezweig im Deutschen Reich. Um 1840 wurden die ersten Gerbereimaschinen entwickelt.

Gerberei Schwenninger
Ehemalige Gerberei Schwenninger um 2000

Bis dahin erfolgte die Bearbeitung immer noch manuell, seit der Steinzeit nur wenig verändert. Es wurden lediglich einfache Pumpen oder Transporteinrichtungen verwendet. Die Entwicklung von Gerbgefäßen, die eine Bewegung des Hautmaterials ermöglichten, vor allem das drehbare Gerbfass, war von besonderer Bedeutung. Die chemischen Prozesse konnten dadurch wesentlich beschleunigt werden. Viele moderne Gerbereimaschinen arbeiten noch nach dem gleichen Prinzip. Aus den Kolonien wurden neue, gerbstoffreiche Vegetabilgerbstoffe eingeführt. 1861 wurde das erste Chrom-Gerbverfahren patentiert. Größere Bedeutung gewann die Chromgerbung aber erst im 20. Jahrhundert.

Heute: Die Anwesen mit den Wohnhäusern und Scheunen befinden sich in Privatbesitz.


Wir überqueren die Waltershofer Straße und gehen die Hauptstraße in Richtung Rathaus, vis-à-vis...

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