Gottenheim 1000 v. Chr - 1500

Quelle: 1086–1986 - 900 Jahre Gottenheim von Lia Kuhn & Dr. Walter Fauler; 1986

Gottenheimer Dorfidyll um 1950

Von Richard Hunn und Kurt Hartenbach um viele Details und Links ergänzt.

Die Geschichte Gottenheims reicht weiter zurück als die erste urkundliche Erwähnung:


Texte zur Geschichte Gottenheims


Die Kelten (Bronzezeit)

700 v.Chr. Kelten in Europa (Hallstattkultur)

Im 1. Jahrtausend v.Chr. bewohnten Kelten den südwestdeutschen Raum, sie bevorzugten fruchtbare Lößgebiete und legten schon große Siedlungen an.

Die Karte des Landes Baden-Württemberg, auf der bronzezeitliche Fundstätten eingetragen sind, zeigt eine auffallende Dichte am Tuniberg, March und südlichen Kaiserstuhl. Karte: Kelten in Europa Quelle: Wikipedia

1847 fanden Torfstecher im unteren Ried ein Bronzebeil. Das Werkzeug wird zwischen 1000 und 850 v.Chr. eingeordnet.

Aus der gut entwickelten keltischen Sprache blieben nur Orts- und Gewässernamen erhalten, z.B. der Tuniberg (Tuni = tun = Zaun).


Die Römer

3.-1. Jh. v. Chr. Zivile Römische Bevölkerung ©LEO-BW

Obwohl römische Truppen unter ihrem Heerführer Julius Caesar schon im Jahre 58 v.Chr. am Oberrhein standen, und Kaiser Augustus ganz Germanien bis zur Elbe erobern ließ, erfolgte die eigentliche Besetzung und gezielte römische Erschließung der rechts des Oberrheins liegenden Gebiete erst unter der Herrschaft Kaiser Claudius (41–54 n.Chr.).

Dem Militär folgten zivile Siedler aus dem gallo-römischen Raum, es entstanden Lagerdörfer und Landgüter, sowie kleine Handelsplätze (Endingen). Zahlreiche villae rusticae sind bekannt, nur wenige davon archäologisch erforscht: Drei Fundstellen auf Gottenheimer Gemarkung und LEO-BW

Die Bewohner der römischen Gutshöfe brachten den Wein- und Obstbau in unsere Heimat, ihre Kultur, Häuser- und Straßenbau, Badeanlagen, Handel, Gewerbe und Geldwesen prägten die nachfolgende Zeit.


Die Alemannen

Um das Jahr 250 n.Chr. durchbrachen die Alemannen den Limes und wanderten in das römische Zehntland ein. Doch erst nach 401 n.Chr. als die Truppen zum Schutze Roms gegen den Westgotenkönig Alarich abberufen wurden, konnten Sie das Gebiet zwischen Main und Alpen in Besitz nehmen. Sie siedelten sich an den von den Römern verlassenen Orten an, lebten von Ackerbau, Viehzucht, Jagd und Fischfang. Ihre Waffen und Werkzeuge waren im Vergleich zu den Kelten einfach, doch verstanden sie die Kunst der Eisengewinnung, der Schmied wurde zum wichtigsten Mann im Dorf. Die Freilegung von alemannischen Gräbern auf dem nördlichen Tuniberg um 1955 lassen auf eine ihrer Siedlungen in Gottenheim schließen, die wahrscheinlich im Kirchtal lag.

An den Einbruch der Hunnen im Oberrheintal 451 n.Chr. erinnert der Attilafelsen. Der Hunnensturm hinterließ niedergebrannte Orte und verwüstete Felder. Die Alemannen stellten sich in der Folgezeit unter den Schutz des Ostgotenkönigs Theoderich. Von Nordwesten drohte neue Gefahr:

Um 500: Gebiet der Alamannen ©Wikipedia

496 n.Chr. schlugen die Franken unter König Chlodwig die Alemannen und drängten sie bis zur Murg (bei Rastatt) zurück, wo bis heute die fränkisch-alemannische Sprachgrenze verläuft.

Nach dem Untergang des Ostgotenreiches stellte sich das Volk unter die Schutzherrschaft des Frankenkönigs Theudebert I, der fränkische Einfluss verstärkte sich, irische Mönche verbreiteten die christliche Lehre, bauten Kirchen und gründeten Klöster.

747 n.Chr. wurden die Alemannen schließlich ganz in das Frankenreich eingegliedert.

Aber auch das war nicht für ewig, siehe Text: Die Geschichte der germanischen Stämme.

Hinweis: Das südliche Baden-Württemberg mit Mittel- und Südbaden, Oberschwaben, Vorarlberg, die deutschsprachige Schweiz und das Elsaß bilden zusammen heute noch den gemeinsamen alemannischen Sprachraum.


Erste urkundliche Erwähnung

1086 Geschichte der Herzöge v. Zähringen

Der Name GOTEHEIM steht erstmals im Gründungsbericht des Klosters St. Georgen im Schwarzwald, welcher die Überschrift trägt: Notitiae fundationis et traditionum monasteri Sanctii Georgii in Nigra Silva.

Am 13. Jan. 1086 n.Chr. erfolgte die rechtliche Übertragung. Anlässlich dieses feierlichen Aktes schenkte Hezelo, Vogt der Abtei Reichenau, an St.Georgen mehrere Güter im Breisgau, darunter solche in GOTEHEIM. Fundstelle.

Vermutete Herkunft des Namens Gottenheim: Es sind nicht die Goten, die hinter dem Namen stecken, sondern ein alter Germane namens Gottfried, Gotthard, Gottwin, Gottbert, Gottmar usw., der dann Got(t)o gerufen wurde. Also des Got(t)en Heim
Quelle: Albert Krieger, Topograph. Wörterbuch des Großherzogtums Baden, 1904, S.736.

Liste der Fundstellen 'Gottenheim' aus Badische Historische Kommission


Not durch Krankheit und Hunger

Die Pest

1347–1352 wurde ganz Europa von der Pest heimgesucht. Im Breisgau nennt man das Jahr 1350 allgemein das Jahr des Schwarzen Todes. Ortschaften und Familien starben aus, die Friedhöfe konnten die Leichen nicht mehr fassen, die Felder blieben unbestellt. Die Seuche wurde aus dem Süden eingeschleppt, durch verpestetes Wasser, Ratten und Flöhe verbreitet. Zur Abwehr entzündeten die Menschen Notfeuer, verbrannten Bibernelle, Wacholder und Baldrian, zogen Gräben um ihre Dörfer und läuteten die Glocken, um den bösen Geist zu bannen. Die Häuser der Verstorbenen zündete man kurzerhand an.

Eine letzte Zuflucht fanden die Leidenden in ihrem Glauben. Sie errichteten Pestkapellen, – Albans-Kapelle in Bötzingen/ Oberschaffhausen – stellten Pestkreuze auf, riefen die Pest-Patrone: St.Georg als Drachentöter, Rochus und Sebastian um Hilfe an, gelobten jährliche Pestprozessionen abzuhalten oder Passionsspiele aufzuführen.

1564 und 1633 wütete die Seuche in unserem Dorf noch zweimal.


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