Kirchenglocken von St. Stephan Gottenheim
Juni 2023: Schäden an den historischen Kirchenglocken!
Dem Einen oder Anderen ist es wahrscheinlich schon aufgefallen, dass seit einiger Zeit das Glockengeläut von St. Stephan sich irgendwie anders anhört. Dies hat leider einen ernsten Hintergrund.
Die beiden historischen Glocken (beide von 1729) des eigentlichen vierstimmigen Geläutes weisen Schäden am Schlagring auf. Nach Untersuchung des Europäischen Kompetenzzentrums für Glocken ECC-ProBell an der
Hochschule Kempten, hat der Glockeninspektor des Erzbistums uns die klare Empfehlung gegeben, die Glocken – bis zu einer Sanierung – nicht mehr zu beanspruchen. Dieser Empfehlung sind wir notgedrungen gefolgt,
um keinen Totalschaden
der historischen Glocken zu riskieren. Neben den Arbeiten direkt an den Glocken stehen weitere Arbeiten am Geläute, dem Glockenstuhl und den Zugängen an.
Ein Architekturbüro, Statiker und Glockenexperten haben in den letzten Monaten ermittelt, welche Arbeiten für einen sicheren Betrieb anstehen. Derzeit stehen Kosten von über 100.000 Euro im Raum, eine Summe,
die wir aktuell nicht haben. Zudem steht die Frage nach der Heizung in der Kirche an. Momentan arbeiten wir an einer Alternative mit regenerativen Energien.
Pfarrer Karlheinz Kläger, 8. Juni 2023
Fakten zum Kirchengeläut
Der ehemalige Glockensachverständige Kurt Kramer schrieb 1989: Gottenheim hat mit den beiden historischen und den beiden neuen Glocken ein Geläute mit einer sehr eigenwilligen, aber dafür unverwechselbaren Klangsprache erhalten.
Zuständig: Glockeninspektion Erzbistum Freiburg; dort Gottenheimer Glocken
Hörprobe (Quartett) mit freundl. Genehmigung der Glockeninspektion Erzbistum Freiburg, Johannes Wittekind
Vier Glocken hängen im Glockengestühl des Kirchturms:
- Große
Dreifaltigkeit
: 1.324 kg; 1,26 m ⌀, Tones
, 1989 bei Karl Metz Karlsruhe gegossen - Mittlere große: 780 kg; 1,12 m ⌀, Ton
ges
, 1726 von den Brüdern Rossier direkt vor der Kirche gegossen - Mittlere kleine: 450 kg; 88 cm ⌀, Ton
b
, 1726 von den Brüdern Rossier direkt vor der Kirche gegossen - Kleine
Petrus und Paulus
: 240 kg; 74 cm ⌀, Tondes
, 1989 bei Karl Metz Karlsruhe gegossen

Historisch interessant:
...In der benachbarten Gemeinde Simonswald und in der Pfarrkirche zu Gottenheim benedicirte der Prälat von St.Peter mit bischöflicher Erlaubniß im Januar 1717 mehrere neue Glocken und schloß mit einem Glockengießer aus Lothringen einen Vertrag ab, wonach dieser den Guß mehrerer Glocken für die Abtei übernahm...
Quelle: http://www.stegen-dreisamtal.de/Abtei_StPeter_Mayer_1893.html- Die zwei mittleren haben den 2. Weltkrieg nur durch glückliche Umstände überlebt: Zuerst Wegtransport nach Hamburg, dann aber letztlich doch kein Einschmelzen wegen unklarer Legierung! BZ-Zeitungsartikel
Tipp: Zur Vergrößerung Miniaturbild anklicken...
Alle Bilder: Kurt Hartenbach
Kirchliches Glockengeläut
Traditionell läuten die Kirchenglocken vor einem Gottesdienst, um die Gemeinde in die Kirche zusammenzurufen, sowie während des Gottesdienstes während der Wandlung sowie am Gründonnerstag und in der Osternacht während des Gloria. Gleiches gilt für Taufen, Hochzeiten, Bestattungen (Totengeläut) und ähnliche Ereignisse (säkulares Geläut).
Außerdem gibt es noch das Angelusläuten der katholischen Kirche, das morgendliche, mittägliche und abendliche Läuten der Kirchenglocken, zu dem das Gebet Der Engel des Herrn – in der Osterzeit das Regina caeli – gebetet wird.
In vielen Orten, besonders im ländlichen Bereich, wird der Tod eines Mitgliedes der Kirchengemeinde durch das mittägliche oder abendliche Läuten der Totenglocke (auch Sterbeglocke genannt) nach Eintreffen der Todesnachricht im Pfarrbüro angezeigt.
Die Tradition des kirchlichen Geläuts ist in Deutschland durch die Religionsfreiheit grundgesetzlich geschützt.
Quelle: Wikipedia