Artenvielfalt auf der Dorfbachwiese Gottenheim

Auf Anregung durch Herrn Willy Bühler habe ich Anfang Juli 2020 auf der Wiese beim Narrenbrunnen, der regelmäßig vom Bauhof kurzgehalten, angeblich 2017 als Blumenwiese eingesät und auf Herrn Bühlers Vorschlag nur noch wenig gemäht wurde, eine vorläufige Bestandsaufnahme der spontan aufwachsenden Pflanzen vorgenommen, eine Art Erfolgskontrolle des Ruhenlassens.

Dabei habe ich 37 Arten registriert, davon 10 Grasarten. Fast alles hat geblüht, oder war zum Teil auch schon verblüht und dann am fruchten. Ein Anwohner hat mich dabei angesprochen und erzählt, für sein Gefühl blühe viel zu wenig. Da hatte er wohl falsche Erwartungen, die sich an einem Garten-Blumenbeet orientierten. Ich selbst fand das Blütenangebot durchaus gut und nur eine Art spricht für Ansaat (Kalifornischer Mohn). Da dieser Neophyt aber nicht invasiv ist, habe ich nichts dagegen einzuwenden. Alles andere ist dermaßen einheimisch, dass es sehr wohl Spontanaufwuchs sein kann. Eine Art (Schlitz-Karde) ist allgemein selten und hat nur gerade bei uns (Breisgau) einen Verbreitungsschwerpunkt. Dass die Leute heimische Blüten nicht als solche wahrnehmen, ist sicher ein Hauptproblem und setzt auch die Gemeinde unter Druck, etwas richtig Schönes anzubieten, doch ist dieses schön oft nicht gut.

In der Liste sind die Pflanzenarten nach ihrem wissenschaftlichen Namen aufgeführt (in Klammern: deutscher Name), dahinter ihre ökologische Bedeutung für Insekten kurz angesprochen (Hinweis: Die viel genannten Dipteren sind zumeist Schwebfliegen.):

Kontakt: BUND Ortsgruppe Gottenheim, Dr. J. W. Bammert, 79288 Gottenheim

Gräser

(c) Wikipedia: Spiralhornbiene auf der Ackerwinde
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  1. Agrostis capillaris (Rotes Straußgras)
  2. Arrhenatherum elatius (Gewöhnl. Glatthafer)
  3. Brachypodium pinnatum (Fieder-Zwenke)
  4. Bromus hordeaceus (Weiche Trespe)
  5. Dactylis glomerata (Gewöhnl. Knäuelgras)
  6. Elymus repens (Kriech-Quecke)
  7. Holcus lanatus (Wolliges Honiggras)
  8. Lolium perenne (Deutsches Weidelgras)
  9. Phleum pratense (Wiesen-Lieschgras)
  10. Poa pratensis (Wiesen-Rispengras)

Kräuter und Stauden : Hauptbestäuber

  1. Achillea millefolium (Gemeine Schafgarbe) : Dipteren
  2. Bellis perennis (Gänseblümchen) : Insekten allgemein
  3. Cerastium holosteoides (Quellen-Hornkraut) : Insekten z.B. Dipteren
  4. Cirsium vulgare (Gewöhnl. Kratzdistel) : Hummeln, Käfer und Dipteren (nur Pollen liefernd)
    Hinweis: So unbeliebt Cirsium Vulgare bei Gärtnern als Unkraut ist (obwohl gut zu bekämpfen), hat sie folgende ökologische Funktionen: Raupennahrung des Distelfalters, Samen Spezialnahrung des Distelfinks
  5. Convolvulus arvensis (Acker-Winde) : Bienen und Dipteren
  6. Conyza canadensis (Kanadisches Berufkraut) : unbekannt, meist autogam
  7. Crepis capillaris (Kleinköpfiger Pippau) : Dipteren und Bienen (Spezialisten: Spiralhornbienen)
  8. Daucus carota (Wilde Möhre - Pflanzenart) : Dipteren, Käfer, Hymenopteren z.B. Sandbienen
  9. Dipsacus laciniatus (Schlitzblatt-Karde) : Falter, Bienen, Hummeln und Fliegen
  10. Erigeron annuus (Feinstrahl) : unbekannt
  11. Eschscholzia californica (Kalifornischer Mohn) : unbekannt, vielleicht Bienen
  12. Galium album (Weißes Labkraut) : Dipteren
  13. Geranium molle (Weicher Storchschnabel) : Insekten allgemein
  14. Hypericum perforatum (Echtes Johanniskraut) : Insekten, z.B. Bienen (Pollenlieferant)
  15. Hypochaeris radicata (Gewöhnl. Ferkelkraut) : Bienen
  16. Leontodon hispidus (Steifhaariger Löwenzahn) : Bienen und Dipteren
  17. Malva alcea (Rosen-Malve) : Hummeln, Bienen und Schwebfliegen
  18. Medicago lupulina (Hopfenklee) : Insekten allg. besonders Bienen
  19. Medicago varia (Bastard-Luzerne) : Insekten allg. besonders Bienen
  20. Oenothera glazioviana (Rotkelchige Nachtkerze) : Nachtfalter
  21. Papaver rhoeas (Klatschmohn) : Insekten z.B. Bienen (Pollenlieferant)
  22. Plantago lanceolata (Spitzwegerich) : Wind, daneben auch Insekten (nur Pollen)
  23. Potentilla reptans (Kriechendes Fingerkraut) : Insekten allgemein
  24. Prunella vulgaris (Kleine_Braunelle) : Insekten, z.T. Bienen
  25. Taraxacum sect. Ruderalia (Gewöhnl. Löwenzahn) : Bienen und andere Insekten
  26. Trifolium pratense (Wiesenklee) : Tagfalter und Hymenopteren v.a. Hummeln
  27. Trifolium repens (Weißklee) : Insekten z.B. Bienen und Hummeln (Nektar liefernd)

Hinweise zu Wikipedia-Informationen bei Kräuter und Stauden

von Dr. J. W. Bammert

zu 3. Cerastium holosteoides:
Wikipedia springt auf C.fontanum, weil sie holosteoides nur als eine Unterart auffasst, was nicht allgemein anerkannt ist. In unserem Fall würde ich holosteoides unbedingt vorziehen. Es ist nämlich so: C.holosteoides = Wiesen-Hornkraut ist weit verbreitet und häufig; C.fontanum = Quell-Hornkraut im engeren Sinne kommt z.B. in Baden-Württemberg überhaupt nicht vor.

zu 6. Conyza canadensis:
Hier ist das erste Bild sehr befremdlich, da es gar keine Pflanze zeigt, und kein Kommentar sagt, warum eigentlich.

zu 8. Daucus carota:
Sollte gleich als Wilde Möhre bezeichnet werden. Es gibt natürlich auch die Gartenmöhre vielleicht als Unterart, aber freiwachsend (z.B. verwildert) wird sie nirgends anerkannt. Die neueste Florenliste von Baden-Württemberg (2019) nennt sie gar nicht.

zu 9. Dipsacus laciniatus:
Die Art ist bei uns kein Neophyt, sondern einheimisch. Der ausführlichere Text weiter unten sagt das auch richtig. Der Fehler im Kopftext ist bedauerlich, weil gerade diese Art die bemerkenswerteste in unserer Liste ist mit Schwerpunkt-Vorkommen im Breisgau.

zu 14. Hypericum perforatum:
Beim deutschen Familiennamen Hartheugewächse ist der Hinweis früher unangebracht. Die Familie heißt immer noch so.

zu 18. Medicago varia:
Leider gelbblühendes Exemplar im Bild. Die überwiegende Mehrheit bei uns (und auch die beim Narrenbrunnen) blühen mehr oder weniger violett (trotzdem M.varia). M.sativa (dunkelviolett) soll bei uns kaum wild vorkommen (vorderasiatische Art).

zu 22. Plantago lanceolata:
Sprachliche Ausführung zwar interessant, aber für den Leser wichtiger wäre der Hinweis: renommierte Heilpflanze.

zu 23. Potentilla reptans:
Deutsche Namen mit Hinweis auf Gänse beziehen sich sicher eher auf P.anserina (Gänsefingerkraut) mit ebenfalls kriechender Wuchsform. Gänsefuß ist jedenfalls abwegig, weil es die Gattung Gänsefuß (=Chenopodium) und die Familie Gänsefußgewächse anderweits gibt..

zu 25. Taraxacum sect. Ruderalia:
Ich bevorzuge, Wiesen-Löwenzahn anstatt Gewöhnlicher Löwenzahn zu sagen. Das motiviert auch mehr den Hinweis meist einfach als Löwenzahn bezeichnet…

zu 26. Trifolium pratense:
Leider zeigt das erste Bild eine weißblühende Form (Albino), die nur selten vorkommt. Der weniger vertraute Leser wird da zu einer Verwechslung mit dem Weißklee (nächste Nummer in der Liste) verführt.